Adamello Super Trail 2012

L´Adamello mi non ama!
Die Finisher Liste des Adamello Super Trail ist nach zwei Austragungen 2010 und 2011 mit insgesamt 21 Namen noch sehr übersichtlich. Die Zahl derjenigen, die nicht ins Ziel kamen, ist immer noch deutlich höher.
Meinen Misserfolg in 2010, das einzige DNF bei einem großen Lauf, konnte ich auch dieses Mal nicht ausbügeln. Das Rennen wurde wegen drohendem Schlechtwetter in Bazena bei km 85 abgebrochen. Auf die volle Distanz von 160 km fehlen mir damit 75 km. Die technisch anspruchsvolle zweite Hälfte des Laufes, die für mich den Anreiz zu einer erneuten Teilnahme bot, bleibt mir weiterhin unbekannt.
Trotzdem war des AST eine Herausforderung. Beim Start in Brescia am Freitag, 27.07.2012, hatte es um 10:00 h schon knappe 30 °C. Ideale Bedingungen dafür, den Trinkrucksack schon auf dem Weg zum 1. VP (km 10) deutlich zu erleichtern.

Kurz vor dem Start auf der Piazza Logana in Brescia

Uwe H. und Hansueli M.

Auf den ersten 500 m gibt es noch Schatten

Hinauf in die Hügel

Trotz der Hitze machen die Trails Spaß

Auf dem Monte Guglielmo (km 42, 1.948 m)

Überall hat es freundliche Helfer, hier am Rifugio Piardi (km 48)

Mit Einbruch der Dämmerung kühlt es angenehm ab. In der Ferne hat es Wetterleuchten. Ich laufe mit wechselnden Partnern, aber auch alleine, durch die Nacht und komme gut voran. Nicht nur ich muss mich mühen, die vorgegeben Cut-Off-Zeiten an den VPs einzuhalten. Die einzelnen Abschnitte sind anspruchsvoll, das Höhenprofil weicht in natura doch deutlich von der stark vereinfachten Darstellung im Roadbook ab.
Am Ristoro (VP) bei km 71, dort bin ich gegen 03:30 h, höre ich den Feuerwehrmann etwas von "chiusa de la gara" (Rennabbruch) sagen. Beziehe das aber auf die Cut-Off-Zeit in Bazena und mache mich ohne Nachfrage davon, um dort noch rechtzeitig anzukommen.

Im Rifugio Bazena erfahre ich, dass das Rennen bereits gegen 02:00 h offiziell abgebrochen worden ist. Man hole alle Läufer in Bazena zusammen, um sie von dort entweder zum Startort Brescia oder zum Zielort Vezza d`Oglio zu bringen.

Das Wetter ist gut, leicht bewölkt, kein Regen, es hat ca. 10 ° C. Ich frage nach den Gründen für den Abbruch. Es hätte am Freitag Abend ein starkes lokales Gewitter in einem Nachbartal gegeben, bei dem ein Erdrutsch die Verbindungsstraße unpassierbar gemacht hätte, über die Bazena anzufahren wäre. Rettungskräfte könnten somit die Läufer nicht mehr erreichen.

Für den Tag bzw. die kommende Nacht wären weitere starke Gewitter vorhergesagt und eine Fortsetzung des Laufes wäre wegen der technischen Schwierigkeiten und der Höhenlage (Pässe bis knapp unter 3.000 m) im zweiten Teil der Strecke nicht zu verantworten.

Gedrückte Stimmung nach dem Abbruch vor dem Rifugio Bazena

Die Entscheidung der Rennleitung wird von den meisten, wenn auch nicht gerade freudig, akzeptiert. Die nächste Herausforderung besteht jetzt darin, nach Vezza d`Oglio zu kommen, wo  Auto und  Gepäck stehen.

 Die Transportmittel der Organisatoren sind begrenzt. Wegen des Erdrutsches muss ein weiter Umweg gemacht werden. Die Fahrtzeit soll ca. 3 h betragen. Ich richte mich auf eine lange Wartezeit ein.

Glücklicherweise kommen kurz darauf Hansueli aus der Schweiz und sein Betreuer zusammen mit Uwe zurück zum Rifugio Bazena. Sie waren kurz vor meiner Ankunft losgefahren, um nach Vezza d`Oglio zu fahren, mussten aber wegen des Erdrutsches umkehren. Für mich ist noch Platz im Auto. Nach deutlich über
3 h Fahrtzeit erreichen wir via Madonna di Campiglio unser Ziel.

Unterwegs erleben wir ein heftiges Gewitter, im Laufe der Nacht rumpelt es erneut kräftig und es regnet stark. Wäre das Rennen nicht abgebrochen worden, befände ich mich zu dieser Zeit auf dem Sentiero Nr. 1 in einer Höhe zwischen 2.500  und knapp 3.000 m und dort möchte in diesem Moment wirklich nicht sein.

Meine italienischen Laufkollegen üben im Nachhinein  teilweise heftige Kritik am Rennabbruch. Man kann da sicherlich geteilter Meinung sein. Möglicherweise wäre  ein Anhalten des Rennens während der Gewitterphasen eine Alternative gewesen. Auf dem Sentiero Nr. 1 liegen die Schutzhütten relativ nahe beieinander und hätten möglicherweise eine ausreichende Sicherheit für uns Läufer gewährleistet.

Ein Finish beim Adamello Super Trail ist wohl auch zukünftig eine Ehre, die nur wenigen zuteil werden wird.

Bilder von Flavio Dalbosco